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Werner Wittpoth
Der Zylinder ist unverzichtbar
Von Janine Paskamp, 31.08.10, 21:51h
Jeder hat sie schon einmal gesehen: Die Rundschau stellt in loser Folge Menschen vor, die auffallen, die aber keiner kennt. Mit seiner Drehorgel gehört Werner Wittpoth seit fast 26 Jahren zum Kölner Stadtbild.
Drehorgelspieler Werner Wittpoth. (Bild: Hanano)
KÖLN - Mit seiner Drehorgel gehört Werner Wittpoth (50) seit fast 26 Jahren zum Kölner Stadtbild. Stets mit Zylinder und meist im Frack spielt er für Passanten einen bunten Mix aus Schlagern, Klassik und Rock, aber auch modernen Popsongs wie Lenas „Satellite“.
Der gebürtige Westfale kam als Schüler nach Köln an die „Rheinische Landesschule für Körperbehinderte“. Mit seiner Frau, die wie er Contergan-geschädigt ist, lebt er mittlerweile in Eschweiler. Ihre beiden Kinder sind schon erwachsen. Die Drehorgel steht aber immer noch in einer Kölner Garage. Wenn Wittpoth nicht auf der Schildergasse unterwegs ist, spielt er unter anderem auf Hochzeiten, Geburtstagen oder Geschäftsfeiern.
Seine Orgel hat er nach eigenen Vorstellungen bauen lassen. Rund 2500 Lieder kann er darauf spielen. Gespeichert werden sie elektronisch, die Orgel muss aber nach wie vor von Hand betrieben werden. Um Luft durch die Pfeifen zu pumpen, braucht Wittpoth vollen Körpereinsatz: Weil er kein Schultergelenk hat, muss er zum Kurbeln den ganzen Körper auf und ab bewegen. „Für mich ist das relativ anstrengend“, erklärt er. Die Geschwindigkeit muss konstant bleiben: Wenn er nicht schnell genug dreht, fängt der Kasten an zu leiern. Auf lange Urlaube muss er deshalb verzichten: „Ich darf nicht zu lange Pause machen, sonst lassen meine Muskeln nach.“ Wenn er verreist, dann an die Ost- oder Nordsee oder auch mal an den Bodensee. „Hauptsache flach, damit ich gut laufen kann“, sagt er: „Wegen meiner Schäden an Hüfte und Knien.“
Freie Tage gibt es vor allem bei starkem Regen. Gegen Wind und Wetter ist das Instrument weniger gut gewappnet als der Musiker, der zwar mitunter einen Schirm aufspannt, jedoch niemals sein Kostüm gegen eine Regenjacke eintauschen würde: „Das passt ja nicht!“ Sobald er den Zylinder ablegt, hält er gerne ein Buch in der Hand. Walter Kempowski, Thomas Mann und historische Romane liest er besonders gern. Nur Übersetzungen mag er nicht: „Die sind mir oft zu schlecht.“
Auch bei der Auswahl seiner Lieder ist er kompromisslos: Was er nicht mag, würde er niemals spielen. Schon jetzt freut er sich auf die fünfte Jahreszeit: „Viva Colonia spiele ich auch schon mal zwischendurch im Sommer.“
Quelle:
http://www.rundschau-online.de/html/art ... 3290.shtml
Ein toller Beitag.
Beste Grüße
Bernhard