Conterganopfer-Symposium
Freigegeben in Veranstaltungen
Das Contergannetzwerk Deutschland e.V. veranstaltete am 17.09.2011 in Nürtingen - Baden Württemberg sein erstes Conterganopfer-Symposium. Ziel war , das Thema "Contergan" und die Probleme der hiervon Geschädigten an die Politik und Gesellschaft zu kommunizieren. Hierbei waren zahlreiche Politiker anwesend. Von nah und fern reisten Künstler an, die uns mit ihrem gagefreien Auftritt halfen.
An Politikern sprachen die Ministerin Katrin Altpeter, der Bundestagsabgeordnete Dr. Ilja Seifert, die Oberbürgermeister Ormar Heirich und Thorsten Frei. Weiter war Dr. Christian Bäumler und Josef Müller anwesend
An Künstlern traten auf: Nina Hagen, die Ehrenmitglied wurde Hans-Joachim Heist, TOPAS, Klaus Birk, Feri Nemeth, Werner Referate wurden gehalten von: Dr. Harald Mückter – Arzt, Chemiker, PharmakologeRechtsanwalt Michael A.C. Ashcroft; Dr. Ilja Seifert, Petra Bader, Brigitte Speer, Christian Stürmer
Auch an dieser Stelle: ganz lieben, herzlichen Dank an alle Unterstützer!
Conterganopfer-Requiem
Freigegeben in Veranstaltungen
…wir laden ein, mit uns auf dem Weg der Gerechtigkeit zu sein…… |
Bericht zum
Conterganopfer – Requiem
vom 26. November 2011
St. Johannes-Evangelist-Kirche in Berlin
Information, Andacht & Gerechtigkeitskonzert
mit:
NINA HAGEN (Ehrenmitglied Contergannetzwerk Deutschland e.V.)
Afro-Gospelchor BONA DEUS–
Tenor SERGEY DROBYSHEVSKI
SABINE ROTHERMUND & GALINA LAUTERBACH
CORIENTAL – orientalischer Lichtertanz
am Flügel: Boris Cepeda
Anlass für die Gedenkveranstaltung war der Contergan–Skandal, der über 10.000 geschädigte Opfer hinterließ.
Die Marktrücknahme des Medikaments jährte sich 2011 zum 50. Mal. Tausende Tote sind zu beklagen und wir blicken auf 50 Jahre Leid von schwerstgeschädigten Menschen zurück - meist ohne Arme und/oder ohne Beine, manche ohne jegliche Gliedmaßen. Aufgrund der Behinderungen konnten viele der Überlebenden keiner Arbeit nachgehen und verständlich auch, dass sich im zunehmenden Alter durch jahrelange Fehlbelastungen schwere Folgeschäden einstellen! Noch immer kämpfen die ca. 2.800 überlebenden Opfer um angemessene Entschädigung, Anerkennung und Leistungen. Sie fordern ein selbstbestimmtes Leben und die dazu nötige Hilfe.
Die Klageschrift des Contergannetzwerk Deutschland ist seit August 2010 beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg eingereicht. Die deutschen staatlichen Instanzen und die Politik haben durchweg versagt: verspätete Rücknahme von Contergan vom Markt / Entscheidung über den Ausschluss der Ansprüche der Opfer gegenüber der Herstellerfirma Grünenthal nach Zahlung einer einmaligen Summe / das Bundesversorgungsgesetz greift nicht für Contergangeschädigte. Erst der Fernsehfilm „Eine einzige Tablette“ (Deutscher Fernsehpreis, Ehrenbambi, Bayer. Filmpreis, ua.) löste im Juli 2008 soviel Empörung und damit Druck auf die Politik aus, dass diese eilig die Renten von monatlich 545 Euro verdoppelte. Die Pflegekosten für eine Person ohne Gliedmaßen betragen aber rund 12.000 Euro im Monat.
Wir bedanken uns sehr bei allen ohne Gage teilnehmenden Künstlern, bei allen Sponsoren und Helfern für die grandiose Unterstützung.
Nach dem Vortrag zu Contergan und dem Vertrieb des Medikamentes durch den Pharmakonzern „Grünenthal“ mit allen Hintergründen und einer Andacht wurde das anschließende Konzert von der Orientalischen Tanzgruppe „Coriental“ mit zwei stimmungsvollen Lichtertänzen eröffnet. Das Ehrenmitglied Nina Hagen rockte die Bühne und zog wie immer bei ihren Auftritten alle in ihren Bann. Sie sprach über Ungerechtigkeit, Hoffnung und Zusammenhalt, was sie den gesamten Abend auch als Botschaft überbrachte. Der Bundestagsabgeordnete Dr. Ilja Seifert wurde als weiteres Ehrenmitglied aufgenommen und fand ergreifende Worte. Auch weitere weltbekannte Protagonisten waren gestern bei diesem Requiem vertreten. Der Welttenor Sergey Drobyshevskiy (am Flügel von Boris Cepeda begleitet) bei dessen Auftritt ebenfalls der vollbesetzte Saal tobte, der mit 19 Frauen und Männern besetzte Gospelchor „Bona Deus“ ,der eine wundervolle Stimmung erzeugte und das Publikum zum Mitsingen animierte. Die Sängerinnen Sabine Rothermund und Galina Lauterbach trugen mit ihren Liedern ebenfalls zu diesem ergreifenden und gelungenen Requiem bei.
Wir wünschen und hoffen, dass wir mit unserer Gedenkveranstaltung auch in den Medien und bei den politischen Parteien wahrgenommen werden !
Contergan - der Skandal setzt sich fort!
Freigegeben in Politisches
Ostfildern, den 19.04.2012
Contergan – der Skandal setzt sich fort!
Wie bekannt, wurde zwischen den Jahren 1957-1961 das Schlaf- und Beruhigungsmittel „Contergan“ durch die Firma Grünenthal vertrieben, wonach weltweit in ca. 10.000 Fällen Missbildungen an den im Mutterleib heranwachsenden Embryonen entstanden.
Alleine in Deutschland gibt es 2.800 erheblich geschädigte Überlebende, hierunter mannigfache Personen ohne Arme, ohne Beine, oder ohne jegliche Gliedmaßen – oft auch mit weiteren wesentlichen Schäden.
Aufgrund ihrer Behinderung konnten viele Opfer keiner Arbeit nachgehen, was auch dazu führte, dass oft keine, oder nur unzulängliche Rentenansprüche erworben wurden. Zudem stellen sich im zunehmenden Alter schwere Folgeschäden ein, die durch jahrelange Fehlbelastungen entstanden sind.
Der Staat hat „Contergan“ nicht nur - wider besserer Erkenntnis – verspätet vom Markt genommen, sondern steht – selbst in der Verantwortung, weil er sämtliche Ansprüche gegen unseren Schädiger, die Firma Grünenthal, mit § 23 Abs. 1 des Errichtungsgesetzes über die Stiftung, welche die Conterganrenten auszahlt, ausgeschlossen hat.
Nachdem der Firma Grünenthal per Gesetz ihre Verpflichtungen erlassen worden sind braucht Grünenthal keinen Cent mehr zu zahlen, weshalb nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE 42,263) der Staat selbst in der Pflicht steht
Contergangeschädigte erhielten bis zum 01.07.2008 je nach Schädigungsgrad monatliche Renten, von höchstens 545 Euro. Indessen avancierte die Eigentümerfamilie von Grünenthal zur dreißig reichsten Familie Deutschlands. die es in den Jahrzehnten nach Stiftungsgründung weder für nötig befand, freiwillige Zahlungen zu leisten oder sich zu entschuldigen. Erst der Contergan-Fernsehfilm "Eine einzige Tablette" löste für die Contergangeschädigten eine "kleine Revolution" und Druck auf die Politik und Grünenthal aus. Die Politik "verdoppelte" eilig zum 1.7.2008 die Renten und auch Grünenthal erbrachte eine "Spende" von 50 Mio. Euro. Während hiernach die Conterganrenten 1127 Euro, wohlgemerkt: im Höchstsatz, also im Schädigungsgrad für Personen ohne Arme und/oder ohne Beine betragen, werden die 50 Millionen aber nicht ausgezahlt, sondern, auf Verlangen von Grünenthal, auf 25 Jahre verteilt, wonach ein Schwerstgeschädigter (z.B. keine Gliedmaßen) hiervon umgerechnet monatlich 300 Euro und Personen ohne Arme oder ohne Beine, mit weiteren wesentlichen Behinderungen, mtl. rd. 191 Euro erhalten. Alleine die Pflegekosten für eine Person, die weder Arme, noch Beine hat, beträgt rd. 12.000 Euro im Monat.
Beispiele aus dem Internationalen Vergleich:
Die jährlichen Leistungen betragen in Großbritannien an Thalidomidopfer jeweils bis zu 62.318,85 Euro; in Italien jeweils bis zu 49.716,24 Euro. In Irland bekommen die dortigen Geschädigten Renten aus der deutschen Stiftung, die der irische Staat nochmal verdoppelt.
Es muss erreicht werden, dass die Conterganopfer insgesamt eine Entschädigung erhalten, mit der sie, die behinderungsbedingten Beeinträchtigungen ausgleichend, ein selbstbestimmtes Leben zu führen in der Lage sind.
Contergannetzwerkes Deutschland e.V.
durch: Christian Stürmer
Vorsitzender