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THEMA: Schmerzen werden schlimmer, jährlich 120 Mio Euro zusätzlich

Schmerzen werden schlimmer, jährlich 120 Mio Euro zusätzlich 05 Feb 2013 09:37 #25427

  • Braunauge
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www.neues-deutschland.de/artikel/811828....erden-schlimmer.html

Schmerzen werden schlimmer

Conterganopfer kämpfen mit massiven Folgeschäden und fordern Recht auf Assistenz

Regina Kolshorn kam ohne Arme zur Welt. Sie hat permanente Rückenschmerzen.

Einer Studie der Universität Heidelberg zufolge haben Opfer des Conterganskandals nicht nur mit ihrer Behinderung zu kämpfen, sondern auch mit massiven Folgeschäden. Auf einer Anhörung im Bundestag diskutierten sie über ihre Lage und die finanziellen Angebote der Bundesregierung.

Mehr als 200 Conterganopfer aus der ganzen Bundesrepublik sowie aus anderen europäischen Staaten reisten am letzten Freitag nach Berlin zu einer öffentlichen Anhörung im Bundestag. Die meist körperlich schwer Behinderten nahmen die Anfahrt auf sich, um politischen Druck zu machen: Ende Dezember hatte das Gerontologische Institut der Unversität Heidelberg eine Studie fertiggestellt, in der erstmals Folgeschäden nach der Überstrapazierung von Gelenken offiziell anerkannt werden. Häufig sind diese mit massiven Schmerzen verbunden. Im Familienausschuss des Bundestages ging es um die Konsequenzen aus dem erschreckenden Befund.

Die Heidelberger Forscher hatten 870 Betroffene befragt und außerdem 300 ausführliche Interviews geführt. Danach haben sich die vorgeburtlichen Schädigungen verschlimmert. Zunehmend entdeckt wurden Spätschäden des Zentralen Nervensystems und innerer Organe. Der Psychologe Andreas Kruse aus Heidelberg würdigte die »eindrucksvolle Kompensationsgeschichte« der Betroffenen, denen in vielen Fällen ein selbstständiges, kreatives Leben mit beruflicher Produktivität gelungen sei. Für ihn gehört es angesichts der zunehmenden und massiven Folgeschäden zu den Schlussfolgerungen aus der Studie, dass die Conterganrente erheblich erhöht werden müsse. Trotz des überdurchschnittlich hohen Bildungsgrades seien zwei Drittel der Geschädigten voll- oder teilerwerbsgemindert. Auch die medizinisch-pflegerische Versorgung sei zu verbessern. Kruse forderte eine Auseinandersetzung mit dem Thema Assistenz. In den vergangenen Jahrzehnten wurden die alltäglichen Hilfsleistungen meist von den Eltern erbracht. Die fielen jetzt häufig aus Altersgründen aus. Wenn in schwereren Fällen eine 24-Stunden-Assistenz nötig ist, entstehen damit Kosten bis zu 20 000 Euro monatlich.

Die Not der Betroffenen verdeutlichte die zweifache Dressur-Weltmeisterin im Behindertensport, Bianca Vogel: »Wir haben Angst und wir blicken in eine ungewissen Zukunft ohne Perspektive, ohne Absicherung, ohne verbindliche Regelungen - und wir sind durch Fremdverschulden in dieser Situation.« Die Kindergärtnerin musste den Sport wegen zunehmender Schmerzen aufgeben und ist heute sowohl auf Assistenz rund um die Uhr als auch auf starke Schmerzmittel angewiesen.

Einen Tag vor der Anhörung verkündete die Bundesregierung, sie wolle jährlich 120 Millionen Euro zusätzlich für die Conterganbetroffenen zur Verfügung stellen. Der Rechtsanwalt Oliver Tolmein stellte die Höhe des Betrages als willkürlich in Frage. Noch weiß niemand, ab wann die Summe zur Verfügung steht und nach welchem Modus sie auf die Geschädigten verteilt wird. Bei 2710 Anspruchsberechtigten ergibt sich eine Summe von etwa 3600 Euro monatlich. Andererseits erhalten Opfer etwa in Großbritannien umgerechnet 9000 Euro Rente im Monat.

Unzufrieden sind die Betroffenen mit Arbeitsweise und Konstruktion der staatlichen Conterganstiftung. 1972 trat die Bundesrepublik mit der Stiftung in die Schuldnerrolle des Conterganherstellers Grünenthal Aachen ein. Geschädigte sind in den Stiftungsgremien nur in einer Minderzahl vertreten, sie beklagen Intransparenz und fehlende Kommunikation. Im Gesundheitsausschuss deutete sich eine Mehrheit dafür an, das entsprechende spezielle Stiftungsgesetz zu novellieren.

Die Firma Grünenthal erzielt heute mit Medikamenten, vor allem mit Schmerzmitteln, Jahresumsätze von einer Milliarde Euro.
Grüsse Euch

Braunauge
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